Kuriose Begegnungen – Theaterkistl 2010

Das Theaterstück aus dem Jahr 2010 (von Theaterkistl in bewährter Weise auf die Bretter im Pfadfinder:innenheim gebracht) hieß „Kuriose Begegnungen“, hier der Bericht dazu aus unserem Archiv.

Diesmal hat sich das Theaterkistl 27 einer feinsinnigen Komödie angenommen. Das Publikum wird zu Beginn in die Villa Waldfrieden eingeführt. Ihre Bewohner sind erst auf den zweiten Blick etwas eigenartig.

Zum Beispiel die stumme Mrs. Paddy (beredt gespielt von Maria K.), die hinter der Staffelei ein Meer malt, das sie nie gesehen hat und alles hasst, am meisten die Elektrizität und sonst alles.

Miss Willie, die Stationsschwester (eine souveräne Sandra M.) und der auf Raten sprechende Dr. Emmer (Barbara K.) sind verständnisvolle Betreuer der kuriosen Gesellschaft.

Erst als der Besuch einer Mrs. Savage (umwerfend pointensicher und berührend Johanna K.) angekündigt wird, begreift man die ganze Situation. Die Savages, die ekelhaften Stiefkinder – der noch ekelhaftere Senator Titus (Harald D.) und die besonders ekelhafte Lily Belle (Katharina K.) – sind hinter den 10 Millionen ihrer Mutter her, die Mrs. Savage wohlweislich gut versteckt hat.

Mit ihrer eigenwilligen Ansicht, dass Geldausgaben für unsinnige Dinge, die der Welt Gutes tun, nützlich sind, scheint sie tatsächlich reif für die Villa Waldfrieden zu sein. Das kesse Hütchen, die blauen Haare und der einäugige Plüschteddy (das wohlbehütete Geldversteck), ergänzen diese Annahme.

Behutsam rückt die Handlung des Stückes die Welt vor und hinter den vergitterten Fenstern ins rechte Licht. Weil es immer eine Frage des Standpunktes ist, welche Seite man bevorzugt. So fühlen sich – die temperamentvolle, sprung- und schreckhafte Fairy (eine spritzige Katharina Sch.), die vornehm betuliche Florence (Johanna H.), Jeffrey, der Bruchpilot, mit einem „Phantom der Oper“-Syndrom (Matthias T.), der zwar am Klavier brilliert, aber auf die Zärtlichkeiten von Schwester Willie seltsam abweisend reagiert – alle hinter Gitter wohler, als davor in der Wirklichkeit.

Ebenfalls musikalisch brilliert der ehemalige Statistiker Hannibal (großartiger Manfred F.), der das Publikum mit seinen Variationen über Beethoven auf der Geige zu Begeisterungsstürmen hinreißt. Und dazu noch erotische Gefühlsanwandlungen tapfer unterdrückt!

Die Geldgier der Stiefkinder wird von Mrs. Savage derart angestachelt, dass sich schließlich alle drei bei der Geldsuche in aller Öffentlichkeit schändlich blamieren.

Schließlich beweist Schwester Willie in der heikelsten Situation ihren Sinn für Gerechtigkeit und rettet damit die Stiftung von Mrs. Savage, die sich im Kreise der „Narren“ nun erst recht wohl fühlt. Sogar der stummen Mrs. Paddy kommen Worte der Zuneigung für Mrs. Savage über die Lippen.

Berührend die Szene, in der Miss Willie aufklärt, dass sie nur aus Liebe zu ihrem Mann Jeffrey, der sein Gedächtnis vielleicht wieder einmal finden wird, in der Villa Waldfrieden tätig ist.

Die präzise Technik (Markus K.) besonders bei der ohrenbetäubenden Anstaltsglocke und die versteckte Kamera von Esther M. und Robert B. waren für den Erfolg ebenso ausschlaggebend wie das unauffällige Agieren des Souffleurs (Georg E.) der nur selten zu Rate gezogen wurde, was die Textsicherheit aller Schauspieler beweist, denen ich allesamt den Ehrentitel „Kellerschauspieler“ verleihen würde.

Besetzung:

 Florence             Johanna Hinger
Hannibal              Manfred Fürnsinn
Fairy                     Katharina Scholz
Jeffrey                 Matthias Trinkl
Mrs. Paddy         Maria Kramer
Miss Willie          Sandra Moser
Dr. Emmer          Barbara Krumpas
Titus                     Harald Dvorak
Samuel                Christian Miksch
Lily Belle             Katharina Kramer
Mrs. Savage       Johanna Kramer
Technik               Markus Kubik
Souffleur             Georg Erisbacher
Filmteam             Esther Münstedt, Robert Baumer